Wir verließen die mitteldeutsche Ebene im sanften Spätnachmittag, unser fliegendes Fahrrad trug uns durch kupferfarbenes Licht, das sich über die Felder Mecklenburgs legte. Die Schatten wurden länger, die Luft kühler – und vor uns öffnete sich eine Landschaft aus stillen Seen, sanften Hügeln und verwunschenen Alleen.
In dieser friedlichen Weite, auf einer Insel im Wasser, erschien plötzlich ein Bild wie aus einem Märchen: Schwerin, die Stadt der sieben Seen – und über allem thronend das Juwel: Schweriner Schloss. Wir senkten uns im Gleitflug über den glitzernden Burgsee, der in warmem Abendlicht lag. Wie ein Traumschloss aus Gold und Stein erhob sich die Residenz des einstigen Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin – ein Bau, der zwischen Romantik und Renaissance tanzt, geschmückt mit Türmen, Zinnen und Kuppeln, als habe ihn ein Träumer in einer einzigen Nacht erschaffen.
Über vierzig Türmchen ragten in den Himmel, jeder anders, jeder kühn. Die Fassade in hellem Sandstein leuchtete wie poliertes Pergament, der kupferne Helm der Kuppel schimmerte grün – ein Echo der Zeit, das nicht verging.
Der Schlossgarten unter uns war ein Teppich aus Geometrie und Blüten – Terrassen, Alleen, Spiegelbecken, eingefasst von uralten Bäumen.
„Dies ist kein Bauwerk“, sagte mein Gefährte andächtig, „es ist ein Gedicht, das aus Stein geschrieben wurde.“
Wir kreisten einmal um das Schloss, dessen Spiegelbild sich im Wasser sanft kräuselte, und folgten dann dem Blick auf die Stadt selbst: Schwerin, klein, aber voll historischer Anmut. Enge Gassen, barocke Fassaden, Plätze, auf denen die Zeit in Takt geht.
Die Luft wurde stiller. Ein Schwan glitt über das Wasser, unter uns flanierten Menschen über den Schlosssteg. Und dort, wo die Bäume lichter wurden, begann das Blau des Schweriner Sees, weit, friedlich, voller Licht.
„Wenn je ein Ort geschaffen wurde, um das Herz zu beruhigen“, sagte ich leise, „dann ist es dieser.“