Bahnhof „Irgendwo“ – Obergeschoss

Der Regen hatte längst aufgehört, doch die Tropfen hingen noch an den frisch gestrichenen Fensterrahmen wie kleine Erinnerungen an eine lange, graue Nacht. Das Obergeschoss des Bahnhofs „Irgendwo“ stand nun da, als hätte es all die Jahre nur darauf gewartet, endlich Gestalt anzunehmen. Die Fenster saßen fest im Mauerwerk, jedes einzelne ein Auge, das geduldig hinaus in die Welt blickte.


Ein zarter Schleier von Ruß zog sich über die Laibungen — nicht aufdringlich, nur eine Andeutung davon, dass hier Leben stattgefunden hatte, dass Züge kamen und gingen, dass Kohleöfen rauchten und Lokomotiven schnauften. Das Wetter hatte dem Putz ein paar Geschichten ins Gesicht geschrieben: feine Spuren von Regen, Wind, und all dem, was an den Wänden eines alten Bahnhofs haften bleibt.

Der Anbau mit seinem Flachdach war inzwischen ebenso fertig. Die bitumenschwarze Fläche glänzte noch leicht, als sei sie gerade eben erst mit dem letzten Eimer Teer geglättet worden. Ein paar kleine Kiesel lagen verstreut darauf, als hätte ein früher Morgenwind sie dort abgelegt, um dem Dach etwas Gesellschaft zu leisten.

Und nun, da das Obergeschoss stand wie ein Versprechen und der Anbau sich eingefügt hatte wie eine Randnotiz, rückte der nächste große Schritt näher:
die Dachkonstruktion.

Es war der Moment, in dem der Rohbau seinen Charakter fand. Wo aus Holz und Neigung, aus Winkeln und Schatten ein Kleid für das Gebäude entsteht.

Man konnte beinahe hören, wie das Gemäuer inne hielt, als der erste Dachbalken angelegt wurde — als ob der Bahnhof selbst tief Luft holte, bevor ihm endlich das Dach aufgesetzt wurde, das ihn vor Wind und Wetter schützen würde. Bald würden sich die Sparren erheben wie ein Gerüst aus Gedanken. Bald würden die ersten Ziegel ihren Platz finden. Und irgendwo dazwischen, noch unsichtbar, würde der Bahnhof schon beginnen zu träumen: vom fertigen Gebäude, vom Rauch über den Gleisen, vom ersten Morgenzug, der leise pfeifend in „Irgendwo“ einrollt.

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Trotz Regen und Kälte – MoBa H0 Bhf Irgendwo

Die Bauarbeiter in Irgendwo sind ein eigenes Völkchen. Während anderswo wegen ein paar Tropfen Regen sofort Warnwesten geschüttelt, Einsatzpläne überarbeitet oder gar „witterungsbedingte Pausen“ eingelegt werden, kennt man hier nur zwei Wetterzustände: brauchbar und trotzdem. Und so stehen sie auch heute früh, nach einer Nacht, in der Kälte und Regen sich verschworen hatten, um jedes Werkzeug klamm und jede Bohle rutschig zu machen, wieder auf der Baustelle.

Vielleicht sind sie gerade wegen dieses Wetters so fleißig. Wenn der Regen auf den Baustellenhelm trommelt wie eine ungeduldige Uhr, arbeitet es sich leichter – fast, als würde das Wetter selbst zur Eröffnung drängen. Im Eigenbau Bahnhofsgebäude Irgendwo, dem Bahnhof Asbach der Rein-Sieg-Eisenbahn nachempfunden, ist der Fortschritt unübersehbar. Im Erdgeschoss sitzen nun die Türen und Fenster fest in ihren Öffnungen, sorgfältig ausgerichtet, damit kein Luftzug und kein noch so neugieriger Blick hindurchschlüpfen kann. Die Wände sind gestrichen und durch feine Airbrush-Schichten behutsam gealtert. Ein Hauch vergangener Jahrzehnte haftet ihnen an, als hätten hier schon Generationen ihre Fahrkarten gekauft.

Die Treppenstufen fehlen noch – bewusst. Nicht, weil sie vergessen wurden, sondern um zu verhindern, dass sich vor der Zeit jemand auf die Baustelle verirrt.

Im Obergeschoss präsentiert sich die Holzverkleidung voller Stolz. Sorgfältig gestrichen, leicht matt blaugrau schimmernd, so als hätte die Sonne sie schon ein paar Sommer lang berührt. Das Dach ist provisorisch gedeckt, Dachpfannen liegen in ordentlichen Reihen – gerade genug, um den Regen draußen zu halten, noch nicht genug, um endgültig zu sein.

Jetzt fehlen nur noch die Fenster im Obergeschoss und ein paar kleine, liebevolle Feinarbeiten, die kaum jemand wahrnimmt und doch das Gebäude zu einem Zuhause machen. Und dann – ja dann – kann das Bahnhofsgebäude Irgendwo feierlich eröffnet werden. Ein kleiner Bahnhof. Ein großer Moment. Und ein Ort, der schon jetzt Geschichten atmet, obwohl der erste Zug noch nicht einmal abgefahren ist.

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Nachhaltigkeit in Irgendwo

In Irgendwo wird Nachhaltigkeit nicht bloß gepredigt – hier wird sie gelebt, geleimt, geritzt, gerollt und liebevoll angebaut. Wo andernorts Materiallisten geschrieben und Bestellungen ausgelöst werden, öffnet man hier zuerst die gute alte Restekiste. Denn was andere wegwerfen würden, erstrahlt in Irgendwo oft zu neuem Zweck.

So hat auch das kleine Trafohaus, dieses schmale, kantige Bauwerk mit seinem dunkel geröteten Ziegeldach und der rußigen Wandstruktur, die an Jahrzehnte wettergegerbter Betriebsamkeit erinnert, eine weitere Ausbaustufe erreicht. Auf dem Foto sieht man deutlich, wie die frontseitige Wand vom unteren Rand bis zur Dachkante von einem strukturierten, teils hell ausgeblichenen Putz überzogen ist. Die dunkleren Flächen wirken wie von Regen und Rauch gezeichnet – ein Gebäude, das Geschichten erzählt.

Die kleinen Türen im unteren Bereich, fast unscheinbar, scheinen den Zugang zur Technik zu gewähren, während im oberen Drittel ein kleines, tief liegendes Fenster sitzt, umrahmt von Schmutz, Staub und Betriebsalter.

Und nun ist es auch endlich mit den nötigen Isolatoren ausgestattet. Die großen Isolatoren stammen aus dem 3D-Drucker – sauber, maßhaltig, stabil. Doch die kleinen weißen Schmuckstücke an der Seitenwand? Die sind pure Irgendwo-Ingenieurskunst.

Winzige Streifen Zeitungspapier, sorgsam aufgerollt, mit verdünntem Weißleim gehärtet und in Form gebracht. Anschließend wurden die so entstandenen Mini-Isolatoren auf ein Stück leicht gebogenen Blumendraht gesetzt – vier an der Zahl – und dieser wiederum auf ein schmal zugeschnittenes Stück Balsaholz geklebt. Dieses Balsaholzbrettchen sitzt nun an der Seitenwand des Trafohauses, wo es aussieht, als wäre es schon immer dort gewesen.

Es ist diese Mischung aus improvisiertem Material, handwerklichem Geschick und liebevollem Blick fürs Detail, die Irgendwo so besonders macht. Ein Ort, an dem Nicht-mehr-Gebrauchtes zu Unverzichtbarem wird. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum der Strom hier zuverlässig fließt – nicht nur durch Kupferdrähte, sondern durch die Leidenschaft zum Modellbau in einer großen Bandbreiter.

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