Emma ist mehr als ein Boot – sie ist ein Star.

Die nächste Testfahrt stand ganz im Zeichen der Filmkunst. Schließlich reichte es nicht, einfach nur zu schwimmen – nein, wenn man schon eine GoPro auf dem Kohlenkasten trägt, dann muss das Material auch blockbuster-tauglich sein! Der Lokführer hatte sich fest vorgenommen, die optimale Position und Einstellung der Kamera zu finden.

Emma schnaufte los, das Krokodil – seit neuestem unter seinem vollen Namen bekannt: Baron Krümelzahn – zappelte artig hinterher. Ein Name, der Würde und Eigenart zugleich vereint: „Baron“, weil er sich stets mit erhobenem Kopf durchs Wasser treiben lässt, als gehörte der ganze Teich seinem Adelsgeschlecht. „Krümelzahn“, weil sein imposantes Gebiss doch die eine oder andere Lücke aufweist – man munkelt, er habe sich bei einem nächtlichen Snack an einem besonders knusprigen Stein verbissen. So zieht er nun hinter Emma her, halb furchteinflößend, halb sympathisch. Die Kinder am Ufer tuscheln: „Der sieht gefährlich aus!“, während die Erwachsenen schmunzeln: „Ach, das ist doch nur der Baron… der macht mehr Eindruck als Ärger.“

Nach einigem Schrauben und Probieren gelang es schließlich, die Kamera so auszurichten, dass Baron Krümelzahn immer im Bildzentrum thronte: stolz, geheimnisvoll, mit jenem Blick, der sagt: „Ich könnte, wenn ich wollte – aber ich will gerade nicht.“

Und dann passierte das Unvermeidliche: Die Aufnahmen landeten im Internet. Binnen Stunden gingen die Clips viral. Millionen Klicks. Kommentare wie:„Endlich mal ein Modellboot mit Charakter!“ Emma war über Nacht ein Star, aber der Baron war es ebenso. Am Teich sammelten sich nicht nur das Federvieh und die Spaziergänger – jetzt kamen Fans, die eigens wissen wollten, ob der Baron heute wieder im Schlepptau sei.

Emma schnaufte, blubberte, und Baron Krümelzahn ließ sich ziehen, als hätte er nie etwas anderes getan. Und irgendwo am Ufer meinte ein kleiner Junge ernst: „Das ist Frau Mahlzahns Mann, ich schwör’s.“

Emma und ihre Fangruppen

Emma, die kleine Lok, unser schwimmendes Wunderwerk, ist mittlerweile mehr als nur ein technisches Experiment. Sie ist eine Hommage an die große Schwester aus der Augsburger Puppenkiste – nur eben nicht auf Schienen, sondern auf Wellen unterwegs. Und was gehört zu einer modernen Heldin von heute? Natürlich eine Onboard-Kamera! Die GoPro thront stolz auf ihrem kleinen Kohlenkasten, filmt jede Welle, jedes Algenblatt, und gelegentlich sogar die verdutzt dreinschauenden Karpfen.

Doch Emma hat noch mehr erreicht: Sie hat Fangruppen! Kein Scherz. Am Teich sammeln sich inzwischen nicht nur das Federvieh – Gänse, Enten und Schwäne, die sich fragend schnatternd beratschlagen, ob sie nun den Status des beliebtesten Wasserfahrzeugs verlieren – sondern auch Spaziergänger aller Altersklassen. „Da ist ja Emma!“, rufen sie, und sofort kommt Stimmung auf. Kinder springen aufgeregt herum, ältere Herren mit Hut nicken wissend, und die Omas kramen aus dem Gedächtnis Geschichten hervor: „Ja, damals, mit Jim Knopf und Lukas, da haben wir …“

Und plötzlich passiert etwas Erstaunliches: Menschen, die sich sonst schweigend am Ufer begegnen, fangen an zu reden. Fremde werden zu Gesprächspartnern, lachend, plaudernd, verbunden durch die kleine schwimmende Lok. Emma schafft, was sonst nur Fußball, Eiswagen oder ein entlaufener Hund zustande bringt – sie bringt Freude und die Leute zusammen.

Wer will da noch behaupten, Modellboote seien langweilig?

Emma hat bewiesen: Sie ist mehr als ein Modell. Sie ist eine kleine, dampfende Brücke zwischen Generationen – mit Schiffsschraubenschutz, GoPro und einer ordentlichen Portion Charme.

Reise um die Erde -Mont Saint-Michel

Die Krone des Meeres in der Normandie – Wie ein Traum, der aus den Wogen geboren wurde, erhob sich in der Ferne der Mont Saint-Michel. Unser fliegendes Fahrrad trug uns über die flachen Weiten der Bucht, wo sich das Wasser mit dem Himmel vereinte, und wir sahen ihn wachsen – Fels, Mauern, Türme, bis hinauf zur Krone der Abtei, die wie ein Finger gen Himmel wies. Der Paraglider des närrischen Begleiters flatterte bunt im Wind, während er in seinem Hofnarrenkostüm schelmische Kreise um uns zog. Die Glöckchen an seinem Hut klangen wie ferne Glockenspiele, als er lachend die mächtigen Mauern umkreiste, die den Klosterberg seit Jahrhunderten gegen Sturm und Flut verteidigen.

Unter uns lag die Stadt, ein Geflecht aus engen Gassen, steilen Treppen und Fachwerkhäusern, die sich an den Felsen schmiegten. Händler, Pilger, Ritter – man konnte sie fast noch sehen, wie sie durch die Tore strömten, getragen von Andacht oder von Abenteuerlust. Über allem thronte die Abtei, ein Wunder mittelalterlicher Baukunst, ihre Hallen und Kreuzgänge wie ein steinernes Gebet.

Die Geschichte des Mont Saint-Michel begann im Jahr 708, als der Bischof Aubert von Avranches nach einer Vision des Erzengels Michael den Auftrag erhielt, eine Kapelle auf dem Felsen zu errichten. Aus dieser kleinen Kapelle wuchs über die Jahrhunderte ein gewaltiger Klosterkomplex, der Mönchen und Pilgern gleichermaßen ein geistliches Zuhause bot. Im Mittelalter wurde der Mont zu einem der bedeutendsten Pilgerziele Europas, oft als „Himmlisches Jerusalem“ bezeichnet.

Doch er war nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch der Verteidigung: während des Hundertjährigen Krieges trotzte er allen Angriffen der Engländer, seine Mauern erwiesen sich als uneinnehmbar. Später, in der Zeit der Französischen Revolution, verwandelte man das Kloster in ein Gefängnis – ein Schicksal, das dem heiligen Ort eine dunkle Schicht seiner Geschichte verlieh. Erst im 19. Jahrhundert begann die Restaurierung, die den Mont Saint-Michel zu dem machte, was er heute ist: ein Monument von UNESCO-Welterbe, Symbol für Glauben, Geschichte und die unerschütterliche Verbindung zwischen Mensch und Natur.

Und ringsum das ewige Schauspiel der Natur: die Gezeiten, die das Meer kamen und gingen ließen, wie ein gewaltiger Atemzug der Erde selbst. Mal war der Mont eine Insel, von Wasser umspült, mal eine Festung des Landes, umgeben von Sand und Schlick, die wie ein Spiegel das Himmelslicht zurückgaben.

Wir kreisten in der Abendsonne um die goldene Statue des Erzengels Michael, die auf der Turmspitze leuchtete, als wolle sie den Himmel berühren. In diesem Moment schien es, als sei der Mont Saint-Michel nicht nur ein Bauwerk, sondern eine Brücke zwischen Welt und Ewigkeit – ein Traum aus Stein, Meer und Licht.

Und so zogen wir weiter, das Lachen des Hofnarren und das Flügelschlagen seines bunten Schirms im Ohr, während hinter uns die Krone des Meeres langsam kleiner wurde, bis sie im Glanz des Horizonts verschwand.