Reise um die Erde – Lindau am Bodensee

Die Insel im Spiegel des Wassers – Das fliegende Fahrrad glitt mit ruhigem Flügelschlag über die grünen Hügel des Allgäus, bis sich vor uns eine silberne Fläche öffnete – der Bodensee, so weit, dass er eher an ein Meer als an einen See erinnerte. Sein Wasser schimmerte im Abendlicht wie flüssiges Glas, die Berge der Alpen zeichneten sich am Horizont ab, und inmitten dieser Weite lag wie eine Perle die Inselstadt Lindau.

Der Hofnarr, sein Paraglider flatternd wie ein buntes Segel, ließ sich vom Wind tragen und spielte mit seinem Schatten, der über die Wasseroberfläche tanzte. Mit schelmischem Schwung umrundete er die berühmte Hafeneinfahrt, wo der steinerne Bayerische Löwe Wache hielt und der Leuchtturm in die Höhe ragte – ein majestätisches Tor, das Lindau mit dem See und der weiten Welt verband.

Wir schwebten tiefer, vorbei an den alten Gassen der Inselaltstadt, die sich mit Fachwerkhäusern, barocken Fassaden und kleinen Plätzen aneinanderreihten. Auf dem Marktplatz erhob sich das Rathaus mit seinen bunten Malereien, ein Märchen aus Stein, das Geschichten von Händlern, Bürgern und Reisenden erzählte. In den Cafés und unter den Arkaden klang das Lachen der Menschen wie eine lebendige Melodie, die sich mit dem Rauschen der Wellen mischte.

Weiter nördlich ragte die Stephanskirche, schlicht und erhaben, während die Münsterkirche Unserer Lieben Frau mit ihren Zwiebeltürmen in barocker Pracht glänzte. Jeder Turm, jede Gasse schien zu flüstern von Jahrhunderten, in denen Lindau eine Brücke zwischen Kulturen, ein Treffpunkt von Händlern, Künstlern und Pilgern war.

Doch es war der See selbst, der die eigentliche Bühne bildete: sanfte Wellen, die das Licht der Sonne einfingen, Boote, die wie Schwalben über die Fläche glitten, und die Ferne, wo die schneebedeckten Gipfel der Alpen wie Wächter am Horizont standen.

Wir hielten inne, schwebten still über dem Wasser.

Der Hofnarr ließ sich treiben, sein Paraglider spiegelte sich bunt im Bodensee, und für einen Moment schien es, als würden Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart im Glanz dieses Ortes eins werden.

Dann wandten wir uns wieder dem Himmel zu, getragen vom Wind, während Lindau hinter uns kleiner wurde – eine Insel voller Geschichten, ein funkelnder Edelstein im großen Spiegel des Bodensees.

Brohltalbahn – Der Fahrkartenautomat

Eisenbahnromatik – längst vergangene Zeiten – Die Brohltalbahn, auch bekannt als Vulkan-Expreß, gehört zu den letzten noch aktiven Schmalspurbahnen in Rheinland-Pfalz. Ausgangspunkt der romantischen Fahrt ist der historische Bahnhof Brohl-Lützing am Rhein. Hier beginnt die Reise in eine längst vergangene Epoche der Eisenbahngeschichte.

Schon vor der Abfahrt gibt es viel zu entdecken: In der kleinen Fahrkartenausgabe erhält man die traditionelle Pappfahrkarte, die noch ganz klassisch von einem alten Fahrkartenautomaten ausgegeben wird – ein mechanisches Wunderwerk, voller Eigenheiten und kleiner Launen. Der Moment der Fahrkartenausgabe lässt die Herzen von Eisenbahnfreunden höher schlagen, auch wenn nicht immer alles sofort reibungslos klappt. Doch niemand hat es hier eilig – Gäste und Eisenbahnpersonal genießen gemeinsam das Erlebnis und freuen sich, dass diese Tradition bis heute bewahrt wurde. Erwachsene wie Kinder halten ihre Fahrkarte voller Begeisterung in den Händen, wie einen Schlüssel zu einer anderen Welt, die in eine Zeit voller Charme und Romantik führt.

Im Bahnhofsgebäude lädt der Weichensteller zum Staunen ein: Mit kräftigen Hebeln werden – wie einst – die Fahrwege für die Züge gestellt. Hier wird Technik nicht nur gezeigt, sondern erlebbar gemacht.

Draußen schließlich wartet sie – die majestätische Mallet-Dampflok. Mit kräftigen Schlägen und dampfenden Zylindern setzt sie sich in Bewegung und zieht den Zug durch das idyllische Brohltal hinauf nach Engeln in der Eifel. Sie kämpft sich über Steigungen, fährt über Viadukte, schlängelt sich durch Wälder und vorbei an bizarren Vulkanlandschaften.

Jede Fahrt wird so zu einer kleinen Zeitreise – zu einem unvergesslichen Erlebnis für Groß und Klein.

Er ist ein rollendes Museum, das die Magie der Eisenbahnromantik lebendig werden lässt.


Reise um die Erde – Paris Sacré-Coeur

Sacré-Cœur – Die weiße Krone von Montmartre – Sanft glitten wir mit unserem fliegenden Fahrrad über die Dächer von Paris, die in der Dämmerung wie ein endloses Meer aus Schiefer glänzten. Straßenlaternen begannen zu glühen wie goldene Sterne, die sich in den Adern der Boulevards niederließen. Und dort, hoch über dem städtischen Labyrinth, erhob sie sich – die Basilika Sacré-Cœur, wie eine weiße Krone auf dem Haupt der Stadt, strahlend über dem Montmartre.

Unser Hofnarr, den bunten Paraglider wie ein Schelmenbanner hinter sich herziehend, tanzte lachend durch die Abendluft. Er wirbelte um die Kuppeln der Basilika, als wolle er die Engel necken, die dort in Stein gehauen über die Pilger wachten. Die weißen Kuppeln, im byzantinischen Stil erbaut, leuchteten wie aus Licht geformt, und die höchste von ihnen schien den Himmel selbst zu berühren.

Wir landeten sanft am Vorplatz der Sacré-Cœur, wo Künstler ihre Staffeleien aufgestellt hatten. Ihre Hände fingen die Stadt ein, die sich zu ihren Füßen erstreckte – ein Panorama, das bis zu den Türmen von Notre-Dame und dem glitzernden Band der Seine reichte.

Doch Montmartre war mehr als nur ein Hügel, er war das Herz der Bohème. Wir wanderten durch enge, gewundene Gassen, vorbei an kleinen Cafés, deren Türen offenstanden, und hörten das leise Klimpern eines Klaviers, das sich mit Gelächter und dem Duft von frisch gebackenem Brot mischte. Hier lebten und arbeiteten einst Künstler wie Pablo Picasso, Henri de Toulouse-Lautrec und Amedeo Modigliani – sie fanden in Montmartre ihre Muse, malten, zeichneten und träumten von einer neuen Welt.

Hoch über uns thronte die Basilika, die im 19. Jahrhundert als Zeichen des Glaubens und der Hoffnung errichtet wurde. Ihr Inneres, von Mosaiken und farbigem Licht erfüllt, wirkte wie ein stilles Gebet, das im Kontrast zu den lebendigen Straßen ringsum stand.

Der Hofnarr setzte sich auf die Stufen, sein Hut mit den Glöckchen funkelte im Abendlicht. Für einen Moment schwieg er, blickte auf die Lichter der Stadt – und auch wir verstummten, ergriffen von der Poesie dieses Ortes, wo das Ewige und das Flüchtige, das Heilige und das Künstlerische, einander begegneten.

Und als die Nacht über Paris fiel, erhoben wir uns wieder in die Lüfte. Unter uns flackerte das unendliche Lichtermeer, doch über uns leuchtete die Sacré-Cœur, wie ein ewiger Stern, der uns den Weg wies.