Projekt Kleinbahn – Das erste Gleis

Die ersten Gleise sind ausgelegt – in Irgendwo. Millimeter für Millimeter wurden sie angepasst, auf die erforderliche Länge gebracht und sorgfältig fixiert. Noch ist nichts verschraubt, nichts verkabelt, doch schon jetzt lassen sich die Linien erahnen, auf denen später die Züge ihren Weg finden werden.

Das Normalspurgleis H0, im rechten Anlagenteil als Zweischienengleis H0/H0e ausgeführt, zieht sich über die gesamte Länge des Dioramas. Etwa in der Mitte zweigt die Schmalspur ab, biegt sacht in ihr eigenes Streckennetz ein – eine Verbindung zwischen zwei Welten auf kleinstem Raum. Das Gleis ist vorbereitet, um bald mit Strom versorgt und endgültig befestigt zu werden.

Eine erste Stellprobe durfte natürlich nicht fehlen: Auf den Schienen im Bereich des Abzweigs standen zwei Lokomotiven zur Probe – die Preußische T3 und die V12 der Rhein-Sieg-Eisenbahn. Ein Moment des Innehaltens, fast feierlich, als sich Vergangenheit und Gegenwart begegneten. Zwei Maschinen, wie geschaffen für diesen kleinen Ort, der so unscheinbar beginnt und doch voller Möglichkeiten steckt.

Preußische T3 – H0 Fleischmann

Projektstudie 07.10.2025

V12 der Schmalspur Rhein-Sieg-Eisenbahn – H0e Liliput

„Irgendwo“ erwacht damit langsam zum Leben. Die Schienen liegen, die ersten Spuren sind gezogen. Noch rollt nichts, aber man spürt es bereits: Bald werden hier Züge ankommen und abfahren, Reisende aus „Nirgendwo“ in „Irgendwo“ – und wieder zurück.

DB Museum Koblenz – Spur I – BR064

Die lange Strecke der Spur-I-Modulanlage – hier zeigt sich die Modellbahn von ihrer schönsten Seite: wenn die Züge nicht nur im Bahnhof rangieren oder über kleine Brücken rollen, sondern richtig Fahrt aufnehmen. Und genau das tut in diesem Teil die Baureihe 064, eine Maschine, die schon im Original für Bewegung auf mittleren Distanzen gebaut wurde – und auf der Anlage in Koblenz wirkt, als sei sie noch einmal jung geworden.

Die BR 064, liebevoll auch „Bubikopf“ genannt, wurde ab 1928 von verschiedenen Herstellern der deutschen Lokomotivindustrie gebaut, unter anderem von Borsig, Henschel und Krupp. Insgesamt entstanden 520 Exemplare. Es war eine klassische Einheitslok der Deutschen Reichsbahn, gedacht für den leichten Personen- und Güterzugdienst auf Neben- und Hauptstrecken. Ihre Achsfolge 1’C1’ (eine Laufachse vorne, drei Kuppelachsen, eine Laufachse hinten) machte sie wendig genug für kurvige Nebenstrecken und gleichzeitig kräftig genug, um ordentliche Lasten zu bewegen.

Mit rund 64 Tonnen Dienstgewicht, einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und einer Leistung von knapp 1.000 PS war sie der perfekte Allrounder für kleinere und mittlere Aufgaben. Im Einsatz war sie auf vielen Strecken der Reichsbahn, später auch der Bundesbahn, von Norddeutschland bis ins Allgäu. Fast jedes Bahnbetriebswerk hatte irgendwann eine oder mehrere 64er in seinen Reihen.

Auf der Spur-I-Anlage in Koblenz läuft die 064 mit erstaunlicher Eleganz über die lange Strecke, vorbei an vielen interessanten Blickfängen.

Im Modell spürt man noch etwas von der universellen Rolle, die sie im Original hatte: eine Lok, die alles konnte – Wendezüge, Personenzüge, Güterzüge. Sie war die Lok für den Alltag, für die Verbindung zwischen Stadt und Land, für die kleinen und großen Wege, die Eisenbahn eben ausmachen.

Und tatsächlich: Ganz verschwunden ist die Baureihe 64 bis heute nicht. Mehrere Exemplare wurden nach ihrer Ausmusterung vor der Verschrottung bewahrt. So stehen sie heute in Museen, unter anderem auch in Koblenz, oder sind betriebsfähig bei Museumsbahnen unterwegs. Wer Glück hat, kann noch mit einer echten 64er über die Schienen fahren – ein Erlebnis, das den Charme dieser kleinen, vielseitigen Maschine lebendig hält.

So zeigt Teil 8 der Videoreihe einen weiteren Kontrast: während zuvor mit der 85er das pure Kraftpaket für die Steilrampen unterwegs war, ist es nun die vielseitige, kompakte 64er, die in Bewegung kommt. Und gerade im Modell wirkt es, als sei sie immer noch auf Dienstfahrt – pünktlich, zuverlässig und unermüdlich auf der Strecke.

DB Museum Koblenz – Stars und Arbeiterinnen

Draußen, im hinteren Aussengelände des DB Museums Koblenz begrüßen uns am Tag der Schiene 2025 zwei Stars:

Der elegante VT 11.5, einst als Trans-Europ-Express (TEE) unterwegs auf den internationalen Strecken wie Frankfurt – Zürich.

Die stromlinienförmige E03 001, die in den sechziger Jahren mit ihrem rot-beigen Anstrich das Gesicht der neuen Intercity-Ära prägte.

Sie stehen da wie Schauspieler im Scheinwerferlicht, Symbole für Geschwindigkeit, Prestige und den Glanz des Schienenverkehrs, als Bahnfahren noch ein Hauch von Luxus war.

Doch wer vom Außengelände weitergeht, verlässt diese Welt des Glamours. Vorbei an der Bayerischen R3/3, auch als Baureihe 89.8 bekannt, die hier unter freiem Himmel ihren Platz gefunden hat.

Die kleine Rangierlok, gebaut in den Jahren 1906 bis 1923 bei der Firma Krauss in München, war nie für große Auftritte gedacht, sondern für die schweren, unsichtbaren Dienste in Bahnhöfen wie Regensburg, Weiden, Passau oder Hof. Bis zu ihrer Ausmusterung 1964 verschob sie Wagen, stellte Züge bereit und erledigte all die Arbeiten, die im Schatten der Schnellzugstars unverzichtbar waren.

Und dann, in der Halle, steht die Preußische T3, offiziell als Baureihe 89.70 bezeichnet, wurde ab 1882 von verschiedenen Herstellern gebaut. Sie wirkt gedrungen, fast bescheiden – und gerade das machte sie zu einer unverzichtbaren Helferin auf kleinen Bahnhöfen und Nebenstrecken. Ihre 40 km/h reichten völlig, um Güterwagen zu sortieren und kurze Züge zu bewegen.

1960 wurde die im Museum stehende Lok ausgemustert, diente danach noch als Spielplatzlok im Kölner Zoo und fand schließlich zurück ins Museumsleben.

Heute zeigt sie sich in Koblenz gepflegt und in Würde – eine kleine Lok mit einer großen Geschichte, die daran erinnert, dass nicht nur die Stars der Schiene, sondern auch die stillen Arbeiterinnen den Alltag der Eisenbahn geprägt haben.

Im Video Tag der Schiene 2025 im DB Museum Koblenz – Teil 5 sind die Preußische T3 und die Bayerische R3/3 zu sehen, mit vielen Eindrücken aus dem Museumsgelände.

Ein weiterer kleiner Einblick in die Vielfalt der Ausstellung – in nächster Zeit werden weitere Videos folgen.

Alle Videos Tag der Schiene 2025 im DB Museum Koblenz