Reise um die Erde – Dresden – Barockperle an der Elbe

Der Morgen brach an, als wir unser fliegendes Fahrrad erneut in Bewegung setzten und in den Himmel stiegen. Unter uns entfaltete sich ein Meer aus Felsen und Wäldern – das Elbsandsteingebirge. Türme aus Stein ragten wie versteinertes Feuer gen Himmel, zerklüftet und doch majestätisch, als hätte ein Riese sie mit einem einzigen Schlag aus der Erde gemeißelt. Die Sonne tastete mit goldenem Licht über ihre rauen Kanten, und der Nebel in den Tälern löste sich in feine Schleier auf, die uns den Weg wiesen.

Wir folgten der Elbe, die sich schimmernd zwischen den Felsen wand wie eine klingende Saite. Und dort, wo der Strom weit und ruhig wird, erhob sich am Horizont eine Stadt, die wie eine Schatztruhe aus Sandstein glänzte: Dresden, die einstige Residenz der sächsischen Kurfürsten, heute wiedergeboren als Barockjuwel an der Elbe.

Langsam senkten wir uns, und das Panorama der Altstadt öffnete sich vor uns. Mitten darin ragte die gewaltige Kuppel der Frauenkirche auf, ein Triumphbogen des Glaubens und der Baukunst, 1726 begonnen, 1945 in Schutt gefallen, und doch auferstanden – Stein für Stein, wie aus einer Partitur der Geduld neu komponiert. Am Fuße der Kirche breitete sich der Neumarkt aus, gesäumt von rekonstruierten Fassaden, die in sanften Pastellfarben vom alten Glanz Dresdens erzählten.

Wir traten sanft in die Pedale und ließen unser Fahrrad über die Brühlsche Terrasse schweben – einst „Balkon Europas“ genannt. Unter uns promenierten Menschen zwischen steinernen Geländern und goldenen Laternen, und die Elbe schimmerte träge zu ihren Füßen. Jenseits des Ufers glitten weiße Schaufelraddampfer über das Wasser, als grüßten sie uns mit leisem Pfeifen.

Unser Blick schweifte weiter zum Residenzschloss, dessen Mauern die Pracht und Macht vergangener Jahrhunderte in sich trugen. Nicht weit davon lag der berühmte Zwinger, jenes barocke Meisterwerk von Pöppelmann, dessen Bogengalerien, Pavillons und Skulpturen wie ein steinernes Theater wirkten, geschaffen für Feste, Musik und das Licht des Tages.

Noch ein Stück weiter – und da stand sie, die Semperoper, würdevoll und harmonisch, als hätte sie die Klänge Webers, Wagners und Strauss’ in ihre Mauern eingeschlossen. Ich meinte, für einen Augenblick das ferne Echo von Ouvertüren zu hören, die durch die Jahrhunderte schwebten.

„Dresden“, sagte mein Gefährte leise, „ist wie eine Partitur aus Sandstein – jeder Bau ein Ton, jede Straße ein Takt, und die Elbe selbst das leise Fließen der Melodie.“

Wir hielten inne, schwebten in einem weiten Bogen über der Stadt und ließen den Blick noch einmal zurück zum Elbsandsteingebirge gleiten, das wie ein Wächter hinter Dresden stand. Dann richteten wir unseren Kurs nach Norden – bereit für das nächste Kapitel unserer Reise.


Reise um die Erde – Prag – Stadt der hundert Türme

Der Abend senkte sich sanft über die Landschaft, als wir Budapest hinter uns ließen. Unser fliegendes Fahrrad nahm leise Fahrt auf, die Pedale bewegten sich wie von selbst, und der Strom der Luft führte uns nordwestwärts. Unter uns wand sich die Donau, bis sie sich, wie ein geheimer Bote, in andere Flüsse ergoss. Schließlich erschien in der Ferne ein schimmerndes Band – die Moldau –, das sich durch ein Tal von solcher Anmut schlängelte, als hätte ein Maler ihre Linien entworfen.

Und dort, an ihren Ufern, erhob sich Prag, die Stadt der hundert Türme, deren Dächer im Licht des späten Tages glühten wie Kupfer im Ofen eines Goldschmieds. Wir folgten dem Lauf der Moldau und näherten uns der ehrwürdigen Karlsbrücke, jenem gotischen Wunderwerk aus dem 14. Jahrhundert. Die steinernen Bögen spannten sich kühn über den Fluss, flankiert von barocken Heiligenstatuen, die wie stille Wächter die Jahrhunderte überdauert hatten. Von hier aus stieg der Blick hinauf zur mächtigen Prager Burg, ein Ensemble aus Palästen, Kathedralen und Höfen, in dessen Herzen die gotische Veitsdom-Silhouette wie ein Fingerzeig zum Himmel ragte.

Unser Flug führte uns weiter zum Altstädter Ring, dem pulsierenden Herz der Stadt. Inmitten des Platzes thronte das Rathaus mit seiner berühmten astronomischen Uhr, die seit dem Jahre 1410 die Stunden schlägt und deren goldene Zeiger Planetenbahnen und Mondphasen in einem mechanischen Ballett darstellen. Gleich daneben leuchteten die Giebelhäuser in Pastellfarben, als würden sie mit sanftem Stolz die Geschichten von Kaufleuten, Königen und Revolutionären erzählen.

Vom Altstädter Ring schwenkten wir zum Wenzelsplatz, einer breiten Prachtstraße, wo sich die Fassaden der Belle Époque aneinanderreihten wie Perlen auf einer Kette. Einst war er Marktplatz für Pferde, heute ist er Bühne der Geschichte, Zeuge von Demonstrationen, Feierlichkeiten und Umbrüchen.

Wir glitten tiefer, schwebten über das Jüdische Viertel, wo die alten Synagogen – jede mit ihrer eigenen Geschichte – und der ehrwürdige Friedhof von einer anderen Zeit erzählten. Nicht weit davon stand das elegante Gemeindehaus, ein Jugendstiljuwel mit goldenen Ornamenten und gläserner Pracht, während der Pulverturm finster und stolz an die mittelalterliche Stadtbefestigung erinnerte.

Doch Prag ist nicht nur steinerne Geschichte – es lebt auch in der Musik. Hier erklangen die Töne Antonín Dvořáks, dessen Melodien den Geist Böhmens in die Konzertsäle der Welt trugen.

Hier dirigierte Mozart selbst und ließ 1787 im Ständetheater die Uraufführung seines Don Giovanni feiern – von den Pragern mit solcher Begeisterung aufgenommen, dass er die Stadt „meine geliebte“ nannte. Und hier entwarf Bedřich Smetana jene Tonfolge, die wie ein klingender Spiegel der Moldau ist – Má vlast, „Mein Vaterland“, mit dem unvergesslichen Satz Die Moldau.

„Prag“, sagte mein Gefährte leise, „ist keine Stadt, die man besucht. Es ist eine Stadt, die man liest – Seite für Seite, Turm für Turm, Note für Note.“

Wir ließen die Pedale langsam kreisen, folgten noch ein Stück dem silbernen Band der Moldau, und die Klänge Smetanas schienen im Fahrtwind mitzuschwingen. Dann trug uns das fliegende Fahrrad weiter – hinaus, zum nächsten Kapitel unserer Reise.

Reise um die Erde – Budapest – Königin an der Donau

Der Morgen dämmerte in blassen Goldtönen, als wir unser fliegendes Fahrrad erneut bestiegen. Die Pedale knarrten leise, die Schwingen unserer leichten Konstruktion entfalteten sich im Sonnenlicht wie die Flügel eines gigantischen Schmetterlings. Der Wind trug uns ostwärts, über Felder, Wälder, und den endlosen Spiegel der Donau, deren Wasser wie geschmolzenes Glas dahinfloss.

Bald erhob sich am Horizont eine Silhouette, die so majestätisch wirkte, dass man meinen konnte, eine Stadt aus Marmor und Musik schwebe auf dem Strom: Budapest, die unangefochtene Königin an der Donau.

Von Norden her kommend, bot sich uns ein Anblick, der selbst die kühnsten Erwartungen übertraf: Auf der einen Seite, hoch und würdevoll, das Burgviertel von Buda, mit der gotischen Matthiaskirche und der Fischerbastei, deren weiße Türme wie aus einem Märchenbuch Wellen aus Stein formten. Auf der anderen Seite, jenseits der Kettenbrücke, breitete sich Pest aus – pulsierend, elegant, gekrönt vom imposanten Parlamentsgebäude, dessen neugotische Fassaden im Morgendunst glühten wie von innen erhellt.

Wir kreisten einmal über der Kettenbrücke, diesem Meisterwerk aus Eisen und Stein, und spürten in den Seilen fast die Schwingung vergangener Jahrhunderte. Darunter zog die Donau träge, doch unermüdlich, und trennte – oder besser: verband – die beiden Hälften dieser einzigartigen Metropole.

Ich konnte nicht umhin, an jene Visionäre zu denken, die diese Stadt prägten: Könige, Architekten, Komponisten – und all jene stillen Träumer, die wie König Ludwig einst davon geträumt haben, die Welt aus der Luft zu sehen. Vielleicht, so dachte ich, hätte auch er hier verweilt, auf einem Balkon mit Blick auf den Strom, und sich vorgestellt, wie er in einer Maschine durch die Lüfte über die Dächer der Stadt gleitet.

Von oben war Budapest wie eine Partitur: das gleichmäßige Blau der Donau als tiefer Grundton, die Kuppeln und Türme als aufsteigende Melodielinien, das unruhige Straßenleben als sanftes Tremolo in der Ferne.

„Hier“, sagte mein Gefährte, während wir eine weite Schleife zogen, „hier tanzt Geschichte im Walzertakt, und jede Brücke ist ein Taktstrich zwischen den Jahrhunderten.“

So hielten wir einen Augenblick inne, ließen die Pedale ruhen und schwebten still über der Stadt.