Reise um die Erde – Nürnberg

Stadt der Türme und Geschichten – Unser fliegendes Fahrrad trug uns weiter gen Norden, über die Wogen des Bodensees hinweg, durch Felder und Wälder, bis sich am Horizont die Silhouette von Nürnberg erhob. Schon aus der Ferne glänzten die roten Dächer und die vielen Türme, die wie steinerne Wächter aus der Zeit ragten. Über allem thronte die mächtige Kaiserburg, deren Mauern in der Sonne glühten und deren Zinnen von Jahrhunderten der Geschichte erzählten.

Der Hofnarr segelte im Kreis um die Türme, seine Glöckchen klimperten wie kleine Glockenspiele, und er zeigte schelmisch auf die Mauern, als wollte er sagen: „Hier liegt ein Buch, das die ganze Welt erzählt.“ Und tatsächlich – Nürnberg war ein Ort, an dem sich die Geschichte wie ein Mosaik aus Handel, Kunst, Macht und Tragik zusammensetzte.

Wir glitten über die Altstadt, deren enge Gassen und Fachwerkhäuser sich wie ein Muster um die Plätze legten. Am Hauptmarkt strahlte die gotische Frauenkirche, vor der einst die Reichskleinodien gezeigt wurden, und gleich daneben erhob sich der berühmte Schöne Brunnen, mit seinen filigranen Figuren, die wie eingefrorene Erzählungen aus Stein wirkten.

Nürnberg war die Stadt der Meistersinger und der Spielwaren, des Handels und der Kunst. Hier lebte und wirkte Albrecht Dürer, dessen Haus noch heute von seinen Bildern, Stichen und Gedanken erzählt. In seinen Gemälden sah man denselben scharfen Blick, mit dem er die Welt betrachtete – und wir stellten uns vor, wie er hier durch die Gassen ging, Skizzen in der Tasche, die ihn unsterblich machen sollten.

Doch Nürnberg war auch eine Stadt der Mauern. Die gewaltige Stadtbefestigung mit ihren Türmen und Toren umschloss wie ein Gürtel die Altstadt und schien uns noch immer beschützen zu wollen.

Von hier aus spannte sich die Geschichte über Jahrhunderte: von den Tagen der Kaiser, die im Schatten der Burg Hof hielten, bis zu den dunklen Kapiteln des 20. Jahrhunderts, die ihre Spuren hinterließen und von denen die Stadt sich erhob wie der Phönix aus der Asche.

Wir schwebten weiter über die Pegnitz, die sich in Schleifen durch die Stadt zog, vorbei an den Fachwerkbauten des Heilig-Geist-Spitals, die sich im Wasser spiegelten wie in einem Traum. Und als die Abendsonne die Dächer in goldenes Licht tauchte, wirkte Nürnberg selbst wie ein Gemälde – ein Bild, das sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart spannte.

Der Hofnarr machte einen letzten Sprung durch die Luft, sein Paraglider malte bunte Muster über den Himmel, und wir folgten ihm hinaus über die Stadt, in der jeder Stein, jede Brücke, jede Mauer eine Geschichte zu erzählen wusste.

Nürnberg – eine Stadt, die zugleich ein Buch, ein Gedicht und ein Lied war.

25 Jahre Eisenbahnmuseum Asbach

Dampf, Nostalgie und kleine Abenteuer – Am vergangenen Wochenende, 13./14.09.2025 verwandelte sich das Eisenbahnmuseum Asbach in ein wahres Eisenbahn-Abenteuer. Zwischen Lokschuppen, Güterschuppen, Schmiede und Empfangsgebäude fühlten sich die Besucher wie in eine andere Zeit versetzt¹. Überall lag der Duft von Öl, Schienenstaub und ein Hauch Abenteuer in der Luft. Kinder liefen zwischen den Gleisen umher, während Erwachsene ihre Kameras zückten und staunend die historischen Loks betrachteten.

Die Dampflok 53 glänzte im Zentrum des Geschehens², dampfte leise vor sich hin und zog die Blicke aller Besucher auf sich. Doch der Star war die frisch restaurierte 111 Jahre alte O&K 7729³. Man konnte regelrecht die Freude der Besucher spüren, die sich vor der Lok fotografierten – manche stellten sich scherzhaft vor, selbst Lokführer zu sein.

Nebenan präsentierte sich die fast fertige Diesellok V13⁴. Noch nicht betriebsbereit, aber schon jetzt ein imposanter Blickfang. Wer die Werkstatt betrat, erhielt exklusive Einblicke in Fahrzeuge, die sonst verborgen bleiben⁴. Dabei entdeckten viele Besucher kleine Details: handgemachte Schilder, alte Werkzeuge und liebevoll restaurierte Schienen – jedes Stück ein Zeugnis der Eisenbahngeschichte.

Auf einem 80 Meter langen Streckenstück tuckerten historische Feldbahnloks³. Kinder jubelten, wenn die kleinen Wagen über die Gleise rollten, und manche Erwachsene konnten sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ein älterer Herr kommentierte lachend: „Früher bin ich damit zur Arbeit gefahren – jetzt fährt es mich zurück in die Kindheit!“

Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz³. Es lockten Gegrilltes und erfrischende Getränke, während im Güterschuppen Waffeln, Kuchen und Eis für süße Momente sorgten³. Besucher berichteten scherzhaft, dass selbst der beste Kuchen der Stadt im Vergleich dazu „altbacken“ wirkte, sobald man ihn zwischen den historischen Loks probierte.

Neben den Schienenfahrzeugen konnten die Besucher auch historische Kraftfahrzeuge bewundern. Besonders beliebt war der Goliath Pritschenwagen, der mit seinem kompakten, robusten Design die Besucher faszinierte⁵.

Lanz-, Eicher- und Hanomag-Traktoren⁵, die früher in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, machten als rollendes Technik-Museum Historie erlebbar.

Mehr als 1.400 Besucher³ strömten an den beiden Festtagen auf das Gelände. Überall herrschte eine Atmosphäre aus Staunen, Lachen und Begeisterung. Die Kombination aus historischen Fahrzeugen, lebendiger Geschichte, Fahrspaß und kulinarischen Genüssen machte das Jubiläumsfest zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das Eisenbahnmuseum Asbach zeigte eindrucksvoll: Hier wird Eisenbahngeschichte nicht nur gezeigt – sie wird gelebt.


Quellen:

  • ¹ Eisenbahnmuseum Asbach. (2025). Historische Gebäude und Lokschuppen. Abgerufen am 16. September 2025 von https://museum-asbach.de
  • ² Eisenbahnmuseum Asbach. (2025). Dampflok 53: Geschichte und Restaurierung. Abgerufen am 16. September 2025 von https://museum-asbach.de
  • ³ Eisenbahnmuseum Asbach. (2025). Bahnhofsfest: 25 Jahre Museum der Rhein-Sieg Eisenbahn Asbach. Abgerufen am 16. September 2025 von https://museum-asbach.de/bahnhofsfest-25/?utm_source=chatgpt.com
  • ⁴ RSE Museum Asbach. (2025). Diesellok V13 und Werkstattbesichtigung. Abgerufen am 16. September 2025 von https://museum-asbach.de
  • ⁵ Eisenbahnmuseum Asbach. (2025). Oldtimer-Kraftfahrzeuge: Goliat, Lanz und Eicher. Abgerufen am 16. September 2025 von https://museum-asbach.de

Die alte Dame vom Brohltal

Die Geschichte der Dampflok 11sm – Wer an einem klaren Morgen am Bahnhof in Brohl am Rhein steht, der hört sie schon von weitem. Ein dumpfes Stampfen, ein kehliges Fauchen, dann ein kräftiges Pfeifen. Kurz darauf rollt sie heran, die Dampflok 11sm – dunkelgrün, glänzend, majestätisch. Und doch wirkt sie, wenn sie langsam an den Bahnsteig zieht, fast ein wenig lebendig, als würde sie selbst tief Luft holen.

Gebaut wurde sie im Jahr 1906 in Köln-Kalk. Damals war sie die stärkste Lok der Brohltalbahn, eine echte Arbeitsmaschine, die ganze Züge voller Basalt, Holz und Menschen über die engen Kurven und steilen Rampen des Tals ziehen konnte. Mit ihrer besonderen Mallet-Bauart – zwei getrennte Fahrwerke, eines davon gelenkig – meisterte sie jede Biegung und jede Steigung.

„Die 11sm war die Königin im Tal“, erzählt ein älterer Anwohner, der noch als Junge am Bahndamm stand. „Wenn sie kam, wackelten die Fensterläden. Und wir Kinder sind jedes Mal barfuß hinterhergerannt, nur um sie noch ein Stück begleiten zu können.“

Abschied und Wiederkehr

Am 29. Januar 1966 fuhr die 11sm ihren letzten planmäßigen Zug. Diesel hatte den Dampf verdrängt, die Zukunft gehörte den moderneren Loks. Viele Menschen standen damals an der Strecke und winkten, manche mit feuchten Augen. Für viele im Tal war das Ende des Dampfbetriebs wie das Ende einer ganzen Epoche. Doch die Geschichte der 11sm sollte nicht dort enden. Sie überdauerte, während ihre Schwestern längst verschrottet waren. Eisenbahnfreunde der Interessengemeinschaft Brohltalbahn retteten sie – in einem Zustand, in dem andere längst aufgegeben hätten.

„Wir haben sie Stück für Stück wieder zum Leben erweckt“, erinnert sich ein Vereinsmitglied. „Manchmal hatten wir das Gefühl, sie wollte gar nicht mehr – und manchmal hat sie uns überrascht, als hätte sie selbst Sehnsucht nach der Schiene.“

Geschichten, die sie erzählt

Als die Lok nach fast 50 Jahren Pause im Mai 2015 wieder aus eigener Kraft fuhr, war es, als würde ein altes Talgeheimnis neu erwachen. Hunderte Menschen standen an der Strecke, applaudierten, filmten, manche hatten Tränen in den Augen. Besonders lebendig wirken bis heute einige mündlich überlieferte Anekdoten, die unter Eisenbahnfreunden und Anwohnern kursieren.

Eine davon erzählt von einem alten Mann am Bahnübergang in Oberzissen: Als die 11sm heranrollte, soll er seine Mütze gezogen und salutiert haben – wie vor einem alten Kameraden. Später habe er erklärt, er sei früher Heizer auf der Lok gewesen und hätte nie geglaubt, sie noch einmal unter Dampf zu erleben.

Eine andere Erzählung stammt von einer älteren Dame, die während einer Fahrt mit glänzenden Augen berichtete, wie sie als junges Mädchen zum ersten Mal mit der 11sm in die Stadt gefahren sei. Jahrzehnte später, wieder auf einer Holzbank im Wagen, habe sie gesagt: „Es ist, als wäre ich nie fort gewesen.“

Für beide Geschichten gilt: Sie sind nicht durch schriftliche Primärquellen belegt, sondern gehören zum reichen Schatz an Erinnerungen, die sich rund um die 11sm im Brohltal erhalten haben. Sie spiegeln, wie sehr die Lok über Generationen hinweg in das Leben der Menschen eingebettet war – und wie stark sie bis heute Emotionen weckt.

Heute – ein lebendiges Denkmal

Heute zieht die 11sm regelmäßig den „Vulkan-Expreß“. Wenn sie durch das Brohltal schnauft, winken Kinder begeistert, Radfahrer halten an, und Autofahrer lassen die Fenster herunter, nur um den Duft von Kohle und Öl einzuatmen. Sie ist längst mehr als ein technisches Relikt. Sie ist das Herz der Bahn, ein Publikumsliebling – und ein Symbol dafür, wie viel Geschichte in einer Lok stecken kann.

Denn jede Fahrt mit ihr ist nicht einfach nur eine Zugfahrt. Sie ist ein Stück Zeitreise – zurück in eine Ära, in der Dampf und Stahl die Welt bewegten.

Und solange die 11sm schnaufend ihre Strecke erklimmt, wird das Brohltal immer auch ein Tal voller Geschichten bleiben.


Quellenverzeichnis
  • AW-Wiki: „Mallet-Lokomotive 11sm“. https://www.aw-wiki.de/index.php/Mallet-Lokomotive_11sm
  • Lok-Report: „Die Brohltalbahn“. https://www.lok-report.de/news/deutschland/museum/item/3042-die-brohltalbahn.html
  • Blick aktuell: „Nach 48 Jahren wieder unter Dampf“ (2015). https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Nach-48-Jahren-wieder-unter-Dampf-120028.html
  • Wikipedia: „Brohltalbahn“. https://de.wikipedia.org/wiki/Brohltalbahn
  • Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspurbahn e. V.: Vereinsberichte, Chronik und Projektseiten (2015–2025) https://vulkan-express.de

Hinweis zu Anekdoten:
Die Geschichten vom alten Mann am Bahnübergang in Oberzissen sowie von der älteren Dame, die als junges Mädchen mit der 11sm fuhr, sind mündlich überliefert. Sie sind in den bisher verfügbaren Quellen nicht schriftlich dokumentiert, sondern entstammen Erzählungen von Anwohnern und Eisenbahnfreunden im Umfeld der Brohltalbahn.