Fliegendes Fahrrad und Pilot Astro-Dummy

Der verrückte Otto ist zurück in seiner Werkstatt und voller Ideen. Bevor er sich erneut in ein Abenteuer stürzt, will er sicherstellen, dass seine fliegende Maschine alle Tests besteht.

Er entscheidet sich, zunächst einen Dummy auf den Sitz seines fliegenden Fahrrads zu setzen, um sein persönliches Risiko zu minimieren. Astro-Dummy ist robust, aus Holz, auf das Nötige, bewegliche Gliedmaßen reduziert. Otto schnallt Astro-Dummy fest und programmiert die Steuerung, um die ersten Übungen gemäß den im Weltraum geltenden Verkehrsregeln durchzuführen. Die erste Übung: Links abbiegen.

„Okay, Astro-Dummy, zeig uns, wie es geht!“, ruft Otto enthusiastisch und startete das Testprogramm. Der Dummy streckt den linken Arm nach links aus, um die Änderung der Flugrichtung anzuzeigen. Otto beobachtet genau, wie der Dummy den von Raumfahrtexperten empfohlenen Schulterblick ausführt. „Gut gemacht“, murmelt er und notiert sich die ersten Ergebnisse.

Langsam neigt sich das fliegende Fahrrad nach links. Das Seitenruder bewegt sich präzise, und das Höhenruder justiert sich leicht nach oben, um die Kurve zu unterstützen. Astro-Dummy behält seine Haltung, während das Fahrrad eine elegante Linkskurve beschreibt. „Das sieht gut aus“, sagte Otto, während er die Bewegungen genau beobachtet. Die fliegende Maschine führt die Kurve makellos aus, und am Ende der Kurve bringt Astro-Dummy die linke Hand wieder an den Lenker, richtet den Kopf geradeaus und stellt die Ruder in die Neutralstellung zurück.

Otto klatscht begeistert in die Hände. Er macht sich eifrig Notizen und prüft die Aufzeichnungen der Flugmanöver. Alles funktioniert einwandfrei.

Der Sommeranfang ist vielleicht nicht der Anfang von längeren Tagen, aber es ist sicherlich der Beginn einer neuen Ära für den verrückten Otto und seine fliegende Maschine.

Zeitenwende – Hinter dem Mond

Otto erinnert sich genau an den Moment in seinem Traum, als er die Umlaufbahn des Mondes erreicht. Mit einem Grinsen entschließt er sich, mal hinter den Mond zu schauen und ihn zu umrunden.

Er lenkt sein fliegendes Fahrrad geschickt durch den Weltraum und nähert sich der dunklen, unbekannten Seite des Mondes. Dabei durchfliegt er den Nebel des Bösen, der Gier, der Macht, der Drohungen, der hohlen Worte, der Phrasen und nicht erfüllten Versprechen. Der Nebel ist dicht und unheimlich; Otto bleibt unbeirrt. Während er durch den Nebel gleitet, hört er das Gebrülle von „Zeitenwende“, „Verteidigungstüchtigkeit“, „Kriegstüchtigkeit“ und „Geil“. Es ist ohrenbetäubend. Aber Otto weiß, dass es nur Lärm ist. Er tritt fest in die Pedale, bis der Lärm leiser und leiser wird und schließlich hinter dem Mond endgültig verstummt.

Als Otto die Rückseite des Mondes erreicht, sieht er Erstaunliches: einen Ort der Ruhe und des Friedens. Ein sanftes, diffuses Licht erfüllt den Raum.

„Hier ist sie tatsächlich, die Zeitenwende: Frieden auf Erden“, flüstert er ehrfürchtig und denkt an den berühmten Bibelvers aus Lukas 2, 14. Die Worte scheinen sich in die Stille der Mondlandschaft einzufügen, als ob sie schon immer dorthin gehört hätten und Otto schreit: „Jeder kann ein bisschen Frieden in die Welt bringen, wenn er nur mutig genug ist, hinter den Mond zu schauen.“

Den Frieden gewinnen: Die Gewalt verlernen von Heribert Prantl (Autor), Heyne Verlag, 17. April 2024, ISBN 978-3453218703

„Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten
Alle reden vom Krieg, vom Frieden reden zu wenige: Die weißen Tauben sind müde. Heribert Prantl begründet, warum wir eine neue Friedensbewegung, eine neue Entspannungspolitik und keinen dritten Weltkrieg brauchen – es wäre der letzte. Und er denkt darüber nach, wie die Zähmung der Gewalt, wie Entfeindung gelingen kann, wie wir Frieden lernen.
Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Kultur des Friedens – in dem Bewusstsein, dass der Weg zum Frieden kein Sommerspaziergang ist, sondern ein Höllenritt sein kann.“ (Text Klappendeckel)

Heribert Prantl, Jahrgang 1953, Dr. jur., gelernter Richter und Staatsanwalt, ist Autor und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, war Mitglied der Chefredaktion und 25 Jahre lang Leiter der innenpolitischen Redaktion und der Meinungsredaktion. Er wurde unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Kurt-Tucholsky-Preis, dem Erich-Fromm-Preis, dem Theodor-Wolff-Preis und dem Brüder-Grimm-Preis ausgezeichnet. Heribert Prantl ist Honorarprofessor an der juristischen Fakultät der Universität Bielefeld.

Ausflug zum Mond

Heute ist der 21. Juni 2024, Sommeranfang, zunehmender Mond, erstes Viertel. Die Tage werden wieder kürzer, das wechselhafte Wetter macht sich weiterhin breit. Otto erwacht aus einem tiefen Schlaf. Er reibt sich die Augen und erinnert sich an den lebhaften Traum, den er gehabt hat.

In diesem Traum war er mit seinem fliegenden Fahrrad aus seiner Tüftlerwerkstatt auf dem Planeten Erde zu einer kurzen Reise zum Mond aufgebrochen. Der Start war perfekt verlaufen.

Otto war mühelos durch die Atmosphäre geflogen und hatte sich bald im leeren, schwarzen Weltraum wiedergefunden. Die Sterne funkelten um ihn herum, und die Erde wurde immer kleiner hinter ihm. Doch Otto war aufgeregt und voller Vorfreude, den Mond zu erreichen.

Nach einer kurzen, aber intensiven Reise war er dem Trabanten der Erde sehr nah gekommen. Otto sah die graue, zerklüftete Oberfläche des Mondes unter sich und konnte die Spuren früherer Missionen erkennen. Er fühlte sich wie ein echter Pionier. Und dann erlebte er etwas Magisches. In der Ferne begann die Erde am Mondhorizont aufzutauchen.

Langsam und majestätisch erhob sich der blaue Planet, während Otto fasziniert zusah. Das Phänomen, bekannt als Earth Rise, raubte ihm den Atem. Die Schönheit und Fragilität der Erde, umgeben von der tiefen Schwärze des Weltraums, war ein Anblick, den er nie vergessen würde.

Otto setzt sich im Bett auf und lächelt. Auch wenn es nur ein Traum gewesen war, hat er das Gefühl, dass es eine Vision seiner zukünftigen Abenteuer sein könnte. Er springt aus dem Bett, bereit, den neuen Tag zu beginnen und seine Träume in die Realität umzusetzen.